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Schrägschacht / Füllort / Fördermaschine

Schrägschacht

 

Ein Schacht ist ein seigerer (senkrechter) Grubenbau, mit dem die Lagerstätte von der Tagesoberfläche aus erschlossen wird. Nach dem Verwendungszweck unterscheidet man Förder-, Seilfahrt-, Wetter- und Materialschacht.

 

Etwas eigentümlich mag ein Schrägschacht im Bergbau erscheinen. Aber als bestes Beispiel für die wirtschaftliche Notwendigkeit eines solchen Grubenbaues galt der „Witte-Schacht“ der Grube Königszug bei Oberscheld. In langjähriger Arbeit wurde dort bis 1955 ein Schacht mit einem Neigungswinkel von 67° 500 m abgeteuft. Bergbautechnisch stellte dies eine ganz besondere Leistung dar. Die so erreichte optimale Annäherung an das Erzlager ersparte Wege und Kosten gegenüber einem herkömmlichen seigeren Schacht. Ein Fördergefäß mit 5 t Fassungsvermögen und daneben ein dreistöckiger Förderkorb wurden auf den beiden parallelen Schienensträngen von einer Koepe-Fördermaschine bewegt.

 

Der Schrägschacht mit Gestellförderung, aufgefahren 1991, ist dieser Schachtvariante nachempfunden und hat die Eiserne Fahrt als Zugangsmöglichkeit zum „Tiefen Stollen“ abgelöst.

 

Grube Richardszeche bei Niederbiel, 1953

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Grube Richardszeche bei Niederbiel, 1953

 

Eine Leiter, die „Fahrt“, ob aus Holz oder aus Eisen, war lange Zeit auf den Gruben die einzige Möglichkeit für die Bergleute, um unter Tage zu gelangen. Auf diesem beschwerlichen Weg zu und von einer 12-Stunden-Schicht vor Ort legte ein Bergmann bis zu 100 m zurück, ausgerüstet mit seiner Lampe und seinem Werkzeug.

 

Füllort

 

Grubenbau als Übergangsbereich von der Sohle zum Schacht. Im Füllort erfolgt der Umschlag der horizontalen in die vertikale Förderung.


Im Füllort trafen sich die Strecken- und Schachtförderung. Alle Versorgungsleitungen (Elektrokabel, Pressluftrohre, Steigleitungen der Wasserpumpen) liefen hier zusammen. Das Erz einer Sohle wurde in den Kübel umgefüllt bzw. man schob hier im moderneren Bergbau die Förderwagen auf den Förderkorb, während die leeren Wagen heruntergezogen wurden.

 

„Tiefer Stollen“: Füllort

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„Tiefer Stollen“: Füllort

 

Verantwortlich für den reibungslosen Übergang von der horizontalen zur vertikalen Förderung am Schachtfüllort war der Anschläger. Er stand in Verbindung mit dem Fördermaschinisten, der vom Maschinenhaus über Tage aus keinen Einblick in die untertägigen Bereiche hatte. Es bestand Kontakt über Sprachrohr, Telefon- und Signalanlagen. An maßgeblichen Stellen (z.B. Füllort, Fördermaschinenraum) hingen Tafeln mit den genau vorgeschriebenen Signalen und deren Bedeutung. Die Ausführung erfolgte über eine mechanische Glocken- oder eine elektrische Hupenanlage.

 

Fördermaschine

 

Maschine zur Steuerung der Förderseile bzw. Förderkörbe im Schacht oder Bindschacht.

 

Die elektrische Zweitrommel-Fördermaschine (Baujahr 1958) war als eine der letzten dieser Bauart bis 1977 auf der Tongrube Johann-Peter bei Langendernbach (Westerwald) in Betrieb. Es handelte sich hier um eine eintrümige Gestellförderung mit Gegengewicht.


Die Rundseile liefen über zwei gusseiserne Seilscheiben (Ø 1 m), getragen von einem Fördergerüst. Der Schacht mit seinem runden Querschnitt mit 2,5 m Durchmesser ging bis zur 31 m-Sohle (Schachtsumpf). Die Seilfahrt fand statt zwischen der Rasenhängebank und der 26 m- Sohle (Füllort). Sie erfolgte in einem einetagigen Förderkorb mit einer Grundfläche von 1,95 m², auf der 5 Personen bzw. ein Förderwagen mit einem Eigengewicht von 425 kg + max. 1200 kg Nutzlast Platz fanden. Die höchste erlaubte Treibgeschwindigkeit beträgt 1 m/s.

 

Fördermaschine im „Tiefer Stollen“ am Originalstandort Tongrube Johann-Peter

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Fördermaschine im „Tiefer Stollen“ am

Originalstandort Tongrube Johann-Peter

 

Für eine reibungslose Förderung sind grundlegende Signale festgelegt. Im Fördermaschinenhaus mussten sie auf einer Signaltafel verzeichnet sein.

 

Schild

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  • Halt = Förderkorb anhalten
  • Auf = Förderkorb hochziehen
  • Hängen = Förderkorb herunterlassen

 

Signalmäßig sind miteinander verbunden: Fördermaschinenraum, Rasenhängebank und Sohle.


Die Übertragung erfolgt elektrisch und besteht aus Glockenzeichen (Einschlagwecker) und optischen Zeichen (Lichtsignale) auf einer Tafel. Fernmündliche Verständigung ist über einen Schachtfernsprecher möglich.

 

Förderungsrad

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Zur Kontrolle der Seilfahrt dient der Teufenanzeiger und ein Geschwindigkeitsmesser. Auf dem Scheibenteufenanzeiger bewegt sich ein Zeiger der Korbbewegung entsprechend auf- bzw. abwärts.